Der literarische Jahresrückblick 2021

Heute ist der letzte Tag des Jahres, daher wird es Zeit für einen Jahresrückblick. Dieses Mal werde ich ihn allerdings von der neuen Lese- bzw. Bücherliste trennen – die Leseliste für 2022 wird es morgen in einem extra Beitrag geben.

Dies ist nur ein Teil der Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe

Von den Büchern, die ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, habe ich leider nicht alle geschafft, aber doch die meisten. Hinzukommen einige ungeplante Bücher sowie ein paar Hörbücher, welche ich dieses Jahr gelesen oder gehört habe. Sollte es bereits eine Rezension zu den Büchern geben, werde ich sie hier entsprechend verlinken.
Alle Titel, die am Ende mit einem (*) markiert sind, standen ursprünglich auch auf meiner Leseliste, alle anderen nicht. (X) bedeutet, dass ich es nicht geschafft habe sie zu lesen:

Marie Aubert: Erwachsene Menschen
Jane Austen: Stolz und Vorurteil*
Tamara Bach: Sankt Irgendwas
Jon Bauer: Steine im Bauch*
Elise Broach: Meisterfälscher
Samuel Beckett: Endspiel*
Emily Brontë: Sturmhöhe* (Buch & Hörbuch)
Pearl S. Buck: Das Mädchen Orchidee*
Agatha Christie: Die Katze im Taubenschlag (Hörbuch)
Fatima Daas: Die jüngste Tochter
Roald Dahl: Matilda
Tove Ditlevsen: Kindheit
Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht*
Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker*
Monika Feth: Der Mädchenmaler*
F. Scott Fitzgerald: The Great Gatsby/Der große Gatsby*
Anne Frank: Tagebuch* X
Cornelia Funke: Reckless – Lebendige Schatten (Bd. 2) (Hörbuch)
Cornelia Funke: Reckless – Das goldene Garn (Bd. 3) (Hörbuch)
Jostein Gaarder: Das Orangenmädchen (Hörbuch)
Anna Hope: Was wir sind* X
Yasushi Inoue: Das Jagdgewehr*
Friedemann Karig: Dschungel*
Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel*
Ruth Kornberger: Frau Merian und die Wunder der Welt* (abgebrochen)
Susan Kreller: Schneeriese
Laura Imai Messina: Die Telefonzelle am Ende der Welt*
Alison MgGhee: Liebe Schwester
Sayaka Murata: Die Ladenhüterin*
Ann Napolitano: Der Morgen davor und das Leben danach
Katja Oskamp: Marzahn Mon Amour
Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.
Eric-Emmanuel Schmitt: Die zehn Kinder, die Frau Ming nie hatte*
Robert Schneider: Schlafes Bruder*
William Shakespeare: The Tempest*
Patrick Süskind: Die Taube
Martin Suter: Lila, Lila
Jun'ichirō Tanizaki: Lob des Schattens
Tarjei Vesaas: Das Eis-Schloss*
Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray* X
Emi Yagi: Frau Shibatas geniale Idee

Von diesen Büchern stehen zwar noch Rezensionen aus (sie folgen im Januar), aber es wird nicht zu allen eine geben. Im Folgenden also ein paar kurze Worte zu manch einem (Hör-)Buch:


Marie Aubert: Erwachsene Menschen (Rowohlt Verlag)
Anders als die vielen positiven Meinungen, welche es zu diesem Buch im Internet gibt, hat es mir so gar nicht gefallen. Ich konnte die Protagonistin überhaupt nicht ausstehen. Sie hat sich so eklig gegenüber ihrer Familie verhalten, weil sie unzufrieden mit sich ist. Diese Unzufriedenheit und Frustration lässt sie an anderen aus und versucht z.B. ihrer Schwester den Mann auszuspannen und die Stieftochter gegen sie aufzustacheln. Ja, sicher, das Buch zeigt, dass erwachsene Menschen sich oft gar nicht erwachsen verhalten (was ist schon „erwachsen“?) und dennoch gefiel es mir nicht und ich hatte auch keine Lust, eine ausführlichere Rezension zu schreiben.

Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. (Suhrkamp Verlag)
Hier lag es nur an der fehlenden Zeit, dass ich keine Rezension darüber geschrieben habe. Außerdem habe ich das Buch inzwischen wieder zurück ins offene Bücherregal gestellt.
Der Inhalt des Buches ist schräg, aber auch witzig und hat mir tatsächlich gut gefallen. Edgar Wibeau hat es erwischt; er ist gestorben. Die Hinterbliebenen überlegen, was passiert ist und der Verstorbene kommentiert und klärt das Ganze auf. Er erzählt wieso er von daheim weg ist, was er dann in der neuen Stadt (Berlin) erlebt hat und wie es schließlich zu dem dummen Unfall kam, der ihn das Leben kostete. Davon einmal abgesehen haben wir hier Goethes „Leiden des jungen Werthers“ im 20. Jahrhundert, ganz klassisch mit Liebe, Eifersucht und verletzten Gefühlen…



Jon Bauer: Steine im Bauch (Kiepenheuer&Witsch Verlag)
Ein Mann kehrt nach Jahren zurück in sein altes Elternhaus, um sich um seine krebskranke Mutter zu kümmern. Zu dieser hat er jedoch seit seiner Kindheit ein schwieriges Verhältnis. Er wuchs mit Pflegekindern auf, welche von seinen Eltern aufgenommen wurden. Nicht alle waren nett zu ihm und nicht selten erhielten sie mehr Aufmerksamkeit von seiner Mutter als er. Diese Zeit hat etwas mit ihm gemacht. Irgendwann war er selbst nur noch ein Pflegekind seiner eigenen Familie.
Als ich die Buchvorstellung im Radio vor sieben Jahren gehört habe, wurde ich neugierig und kaufte mir das Buch schließlich. Dieses Jahr kam ich dann endlich dazu, es zu lesen, allerdings war ich doch sehr erschüttert, in welche Richtung das Ganze ging.
Die Kindheit hat tiefe Narben auf der Seele des heutigen Mannes hinterlassen, der seine Mutter dementsprechend auch nicht immer freundlich oder respektvoll behandelt. Im Gegenteil, an manchen Stellen quält er sie regelrecht und das obwohl sie einen Hirntumor im Endstadium hat, welcher sie immer wieder und immer mehr vergessen lässt.
Die Kapitel wechseln zwischen Gegenwart und Kindheit. Der Leser erfährt von seinen Problemen mit den Pflegekindern, mit seinem Pflegebruder Robert, mit seiner Mutter und dem Wunsch nach Aufmerksamkeit und Liebe von ihr. Mit 7 Jahren verletzt er sich selbst, muss eigentlich therapiert werden, aber das klappt nicht so gut und so lassen die Eltern es schließlich gut sein, obwohl es alles andere als gut ist. 
Für mich persönlich war das Buch einfach zu anhaltend negativ, mag aber vielleicht dem einen oder anderen gefallen. Steine im Bauch zeigt aber eindrucksvoll sowie erschütternd, was aus einem Kind wird, dem die nötige Aufmerksamkeit und Liebe seiner Mutter verwehrt blieb.



Cornelia Funke: Reckless – Lebendige Schatten (2. Bd.) und Reckless – Das goldene Garn (3. Bd.) (Hörbuch)
Den ersten Teil der Reckless-Reihe habe ich vor etwa zehn Jahren gelesen. Den zweiten Band habe ich mir kurz darauf gekauft und dachte, ihn irgendwann gelesen zu haben, doch als ich mir dann das Hörbuch dazu dieses Jahr angehört habe, musste ich feststellen, dass dem doch nicht so war. Rainer Strecker liest einfach richtig gut, ich kam ziemlich schnell wieder in die Geschichte hinein und wollte dann auch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Also musste das Hörbuch des dritten Bandes her – der hat mir etwas weniger gefallen, da es für meinen Geschmack einfach zu viele Figuren und Nebenhandlungen gab. Das Hörbuch zum vierten Band gab es nun zu Weihnachten – ich bin schon sehr gespannt darauf!


Alle Bücher, die ich dieses Jahr abgebrochen habe:
Bachtyar Ali: Mein Onkel, den der Wind mitnahm (Unionsverlag)
Aufgrund des Klappentextes war ich von einer anderen Handlung ausgegangen. Tatsächlich dachte ich, der Onkel würde nur metaphorisch vom Wind davongetragen werden, tatsächlich ist er aber so leicht, dass er fliegen kann bzw. schwerelos wird (was mir nicht so gefiel).
Es hat mich nicht so richtig gepackt. Die Charaktere gingen mir nicht wirklich ans Herz und im Alltagsstress ließ ich das Buch dann auch über mehrere Tage liegen und verspürte auch nicht mehr wirklich, es weiterzulesen. Ich habe ca. die ersten 70 und die letzten drei Seiten gelesen. Die Übersetzung war allerdings klar und verständlich.

Ivan Ivanji: Corona in Buchenwald (Picus Verlag)
Hier habe ich ein paar Seiten gelesen und dann eher aus Zeitgründen vorzeitig aufgehört, weil das Buch nur vorübergehend geborgt war. Dennoch klang es sehr interessant!
Die Überlebenden des KZ Buchenwalds treffen sich anlässlich eines Jubiläums, doch dann bricht Corona aus und sie alle sind in ihrem Hotel unter Quarantäne. Um sich nicht zu langweilen, überlegen sie sich ein Programm und erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben…

Kriminalroman, der sehr heftig ist, für meinen zartbesaiteten Geschmack zu heftig und brutal, außerdem wirklich deprimierend, da vieles auf wahren Begebenheiten beruht.
Hierzu habe ich allerdings eine Rezension geschrieben, weil ich das Thema sehr wichtig finde.



Ruth Kornberger: Frau Merian und die Wunder der Welt (C. Bertelsmann Verlag)
Als wir in der Buchhandlung das Leseexemplar zu diesem Buch erhielten, hatte ich nur den Text auf der Rückseite gelesen:
„Vor über 300 Jahren wagte Maria Sibylla Merian die Reise ins ferne Surinam. Als Forscherin brach sie mit allen Konventionen. Als Künstlerin schenkte sie uns eine neue Welt. Dies ist ihre Geschichte.“
Ich dachte dementsprechend, es ginge allein um ihr Leben bzw. ihre Arbeit als Forscherin und Künstlerin – das würde zumindest sicher eine interessante Biografie versprechen!
Leider hatte ich nicht den Klappentext im Inneren gelesen, sonst wäre ich von Anfang an schlauer gewesen: Denn in diesem Buch spielt die Liebe von Sibylla Merian zu einem Mann namens Jan de Jong eine große Rolle, welcher allerdings vollkommen fiktiv ist. Diese Liebe bzw. schon wie sich das ganze relativ früh im Buch anbahnt, das war mir ehrlich gesagt zu seicht und schmalzig. Immer wieder drehen sich Marias Gedanken um ihn, woraufhin ihr meistens entweder heiß oder kribbelig wurde, usw. - Da hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Vielleicht hatte ich auch erhofft, dass das Buch biografischer wäre, dem ist nur bedingt so.
Nichtsdestoweniger ist die Ausstattung des Buchs wirklich hübsch, tolles Buchcover und auch wirklich schönes Vorsatzpapier, welches die Pflanzen vom Buchcover aufgreift. Dazu ein hübsches rotes Lesebändchen – alles sehr hübsch! Am Ende des Buches äußert sich die Autorin zudem darüber, was an der Geschichte fiktiv ist und was nicht – wie eben z.B. die Beziehung zu Jan de Jong, den es so nicht gegeben hat.
Für mich ist das natürlich irgendwie gleich doppelt doof, da mich genau das, was an der Geschichte fiktiv ist, am wenigsten interessiert und mir gefallen hat.
Nach 122 Seiten war also Schluss. Wer gerne Liebesgeschichten liest mit einem Hauch Historismus, der wird hier aber sicherlich gut bedient sein.


Mit einer Tafel Jokolade <3

Peer Martin: Blut und Schokolade (Dressler Verlag)
Hierbei handelt es sich um ein Jugendbuch mit einer Altersempfehlung ab 14, dem ich allerdings nicht zustimme. Ich würde eher zu 15, wenn nicht sogar zu 16 Jahre tendieren – kommt natürlich auch immer auf den Jugendlichen an.
Wenn man das Buch aufschlägt, stößt man dort erst einmal auf eine Triggerwarnung, die man ernst nehmen sollte. Es gibt Passagen im Buch, in denen es zu emotionalen Missbrauch, körperliche (auch sexualisierte) Gewalt kommt.
Nach etwa der Hälfte, 263 Seiten, habe ich das Buch abgebrochen. Mir persönlich war es dann doch zu traurig und frustrierend, auch wenn es ein glückliches Ende gibt. Ich glaube, mir war zu dem Zeitpunkt auch einfach nach einem schönen Buch und das habe ich in diesem nicht gefunden. Dennoch ist es gut geschrieben bzw. übersetzt, hat interessante Themen, man lernt etwas über Afrika, über dortige Traditionen und die Kultur kennen, man muss eben „nur“ einiges abkönnen.



Meine literarischen Jahres-Highlights 2021
Zum Schluss möchte ich noch auf meine literarischen Highlights zu sprechen kommen. Außen vor bleibt hierbei "Stolz und Vorurteil", da ich es schon vor Jahren einmal gelesen habe und es seit jeher einen besonderen Platz unter meinen Lieblingen hat.
Unter den Kinderbüchern war es Roald Dahls „Matilda“. Das habe ich einfach so genossen und das Englisch war wirklich einfach zu verstehen.
Ein weiteres Highlight war Robert Schneiders „Schlafes Bruder“, ein Klassiker, der durch seinen erzählerischen Stil und seinen besonderen Protagonisten besticht.
Auch Ann Napolitanos „Der Morgen davor und das Leben danach“ hat mir sehr gefallen, mit seiner sehr emotionalen Geschichte, die so eindrücklich und realistisch zeigt, dass Trauer Zeit braucht und für jeden individuell durchlebt wird.
Zuletzt sei noch „Das Mädchen Orchidee“ von Pearl S. Buck als Überraschung erwähnt, von dem ich erwartet hatte, dass ich es nach 30 Seiten wieder weglege – und dann habe ich es doch bis zum Schluss gelesen, weil es mir gefiel und es wirklich gut geschrieben bzw. übersetzt worden ist.


Ich bin gespannt, was das nächste Jahr mir literarisch bringen wird!

Ich habe es auf dem Buchblog bislang noch nicht erwähnt: man findet mich unter @buchstabenfuchs auch auf Instagram! (:

Liebe Grüße und allen einen guten Rutsch ins neue Jahr,
eure Melanie

Kommentare