"The Great Gatsby" von F. Scott Fitzgerald

Vor vielen, vielen Jahren habe ich die alte „The Great Gatsby“-Verfilmung mit Robert Redford und Mia Farrow gesehen. Mit diesem Film wurde mein Interesse an alten Klassikern sowie an deren Verfilmungen geweckt. Natürlich habe ich inzwischen auch die neue Verfilmung mit Leonardo DiCaprio gesehen, nur an das Buch habe ich mich lange nicht gewagt. Dieses Jahr wollte ich das endlich einmal ändern und im November war ich dann mit Fitzgeralds Roman durch.


Francis Scott Fitzgerald wurde 1896 in St. Paul, Minnesota geboren. Nach seiner Schulzeit begann er ein Studium an der Princeton University, verließ diese jedoch ohne Abschluss und trat 1917 in die US-Army ein. In dieser Zeit lernte er seine zukünftige Frau Zelda Sayre kennen. F. Scott und Zelda Fitzgerald galten als das Paar der sogenannten Lost Generation. Gemeinsam führten sie ein ausschweifendes Leben, das zunehmend von hohen Schulden, Alkoholsucht und psychischen Problemen geprägt war.
Sein erster Roman, Diesseits vom Paradies, wurde 1920 veröffentlicht und machte Fitzgerald über Nacht berühmt. Es folgten Die Schönen und Verdammten 1922 sowie diverse Kurzgeschichten, während Fitzgerald zusätzlich einige Jahre lang für die Filmindustrie in Hollywood arbeitete.
The Great Gatsby ist zwar heutzutage Fitzgeralds bekanntester Roman, doch als dieser 1925 erschien, konnte er nicht an den Erfolg der früheren Werke anknüpfen. Als dann auch der nachfolgende Roman, Zärtlich ist die Nacht, bei Kritikern floppte, fiel Fitzgerald in eine Depression. Hinzukam, dass Zelda dauerhaft aufgrund einer psychischen Erkrankung in eine Klinik musste, weswegen sich wohl auch Fitzgeralds Alkoholkonsum steigerte.
In der zweiten Hälfte der 1930er zog er an die amerikanische Westküste, wo er seine zweite Lebensgefährtin, Sheila Graham, kennenlernte.
F. Scott Fitzgerald starb im Dezember 1940 nach zwei Herzinfarkten in Hollywood. Erst später entdeckte man sein Werk wieder, welches die aufregenden 1920er Jahre mit all ihren Höhen und Tiefen wiedergibt. Heute zählt Fitzgerald zu den wichtigsten Autoren der amerikanischen Moderne.


Über das Buch
Der junge Nick Carraway beschließt sich im Aktienhandel zu versuchen und bezieht hierfür Anfang der 1920er Jahre ein kleines Haus in West Egg, einer Halbinsel östlich von New York. So gelangt er zufällig in die Nachbarschaft des ominösen Mr. Gatsby, dem die imposante Villa direkt nebenan gehört.
Es dauert nicht lange und Nick erhält eine Einladung zu einer von Gatsbys berühmt berüchtigten Partys und lernt dort schließlich auch den Gastgeber kennen. Um diesen kursieren die wildesten Gerüchte, Drogen, Mord, doch als Nick auf Jay Gatsby trifft, steht dort ein charismatischer, höflicher und stilvoller Mann vor ihm. Nick lernt ihn bald besser kennen und erfährt, dass diese Partys einem einzigen Zweck dienen: Gatsby veranstaltet sie in der Hoffnung, dass davon eines Tages seine große Liebe angelockt werden würde. Bei dieser handelt es sich um keine andere als Nicks Cousine Daisy, welche inzwischen jedoch verheiratet in East Egg wohnt. Ihr Mann, Tom Buchanan, ist jedoch nicht der treuste Ehemann…
Auf eine Bitte von Gatsby lädt Nick seine Cousine zu sich nach Hause ein und ermöglicht so für beide ein Wiedersehen nach all den Jahren. Es folgt eine scheinbar glückliche Zeit, bis es zu einem folgenschweren Autounfall kommt…


„They’re a rotten crowd,” I shouted across the lawn. “You’re worth the whole damn bunch put together.” Kapitel 8, The Great Gatsby

Meine Meinung
Das, was Fitzgeralds Roman für die Moderne so anziehend machte, war vermutlich die Tatsache, dass er eine typisch amerikanische Geschichte erzählt. Aus einem mittellosen Jungen, quasi einem Tellerwäscher, wurde ein Millionär, der die schillerndsten und dekadentesten Partys schmeißt, um so seine einstige Liebe wiederzufinden.
Doch so erstrebenswert und romantisch das auch zunächst klingt, das Gegenteil ist eher der Fall. Der Leser taucht ein in die Welt der wilden 1920er Jahre, die Fitzgerald bildhaft wiedergibt und vor den Augen des Lesers wieder auferstehen lässt. Der Alkohol fließt, Musik spielt, es wird getanzt und die einen oder anderen Drogen werden konsumiert. Im Mittelpunkt steht das Leben im Hier und Jetzt, das genossen werden will, aber es geht auch um Gier, um Luxus und das liebe Geld. Fitzgerald zeichnet in The Great Gatsby eine zynische Gesellschaftskritik.
Keiner der Charaktere ist besonders sympathisch, außer vielleicht Gatsby. Dieser ist jedoch gleichzeitig auch zu naiv und verfolgt einen Traum, der ihm später teuer zu stehen kommt. Außerdem erfährt der Leser bis zuletzt nicht, womit er all sein Vermögen verdient hat – es ist jedoch anzunehmen, dass das eher durch illegale Geschäfte geschah.
Mich persönlich hat es nicht gestört, dass ich die meisten Charaktere in diesem Buch nicht leiden mochte, da mich die Geschichte an sich interessiert hat. Außerdem habe ich das Buch im amerikanischen Original gelesen, konnte aber, wenn ich etwas nicht verstand, in die deutsche Übersetzung linsen. Mir hat Fitzgeralds erzählerischer Stil sehr gefallen. Er verknüpft eine zarte Liebesgeschichte mit einer zynischen Gesellschaftskritik, über Geld und soziale Abstände, Gier und Enttäuschungen.
Wer die Filme kennt, wird am Ende erstaunt sein, denn die Geschichte wird noch etwas weitererzählt, worüber ich tatsächlich sehr überrascht war.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für Fitzgeralds Klassiker und ich nehme mir fest vor, wenigstens noch eines seiner anderen Werke zu lesen.



Meine zweisprachige Ausgabe
F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby / The Great Gatsby
Übersetzt von Kai Kilian
Anaconda Verlag, Taschenbuch (Broschur), 432 Seiten, 2013
ISBN: 978-3-7306-0000-9
7,99€

Wer lieber das Buch auf Deutsch lesen möchte, kann sich die Ausgaben bei dtv, Insel oder Diogenes Verlag einmal anschauen. Ich selbst war mit der deutschen Übersetzung des Anaconda Verlags nicht zu 100% einverstanden, daher würde ich jetzt mal zu einer der anderen raten.

Rezension und Bilder © Melanie Beck

Kommentare