„Lob des Schattens“ von Tanizaki Jun'ichirō

Als ich mir vor etwa einem Jahr die Stolz und Vorurteil-Ausgabe beim Menasse Verlag gegönnt habe, lag da ein Flyer mit anderen Büchern aus dem Verlag bei. Darunter auch die beiden Bücher Lob des Schattens und Lob der Meisterschaft von Tanizaki Jun'ichirō. Ich fand, dass sie sich so interessant anhörten, dass ich sie mir kurzerhand beide gekauft habe.


Tanizaki Jun'ichirō* wurde 1886 als Sohn einer alten Kaufmannsfamilie in Tokio geboren. Später begann er an der Universität in Tokio ein Studium in englischer und japanischer Literatur, welches er jedoch ohne Abschluss abbricht. Stattdessen entschied sich Tanizaki für die Schriftstellerei. Sein Hauptwerk dreht sich immer wieder um das Thema Ästhetik bzw. Schönheit, so auch in seinem Essay Lob des Schattens von 1933, einem seiner Schlüsselwerke.
Tanizaki ließ sich von literarischen Größen wie Oscar Wilde, Edgar Allan Poe und Charles Baudelaire inspirieren. Zu seinen größten Werken zählt außerdem sein Roman Sasame yuki (dt. „Feiner Schnee“), welcher in den Jahren 1943–1948 entstand.
Tanizaki verstirbt 1965 in der Präfektur Kanagawa.

*In Japan nennt man den Nachnamen zuerst.


Inhalt
Tanizakis Lob des Schattens wurde 1933 als Zeitschriftenartikel herausgegeben und behandelt die Rolle des Schattens in der japanischen Ästhetik. Darin geht es zum einen um die japanische Tradition und Kultur, aber auch um westliche Einflüsse. Es geht um Alt und Neu sowie die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Tanizaki erscheint sehr sensibel gegenüber diesen Veränderungen zu sein und ist ein klarer Verfechter der alten Traditionen und Handwerkskunst. So beschreibt er beispielsweise wie wichtig die Rolle des richtigen Licht- und Schattenspiels in der japanischen Architektur, in Theatern, aber auch bei Frauen und Keramik bzw. unterschiedlichen Materialien ist…


Meine Meinung
Der Schatten, das Helldunkel, hebt das Schöne eines Objektes hervor, ganz gleich, ob Keramik, Architektur oder sogar Frauen. Er hebt beispielsweise den Glanz eines Materials hervor, betont bestimmte Architekturelemente oder verleiht Räumen mehr Tiefe und Masken sowie Kostümen im Theater mehr Leben, so Tanizaki. Einige Aspekte, die er in seinem Essay anspricht, erinnerten mich an die Bemühungen zur Kunstbelebung Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa. So hat man damals in Deutschland Führungen durch Galerien im Fackelschein unternommen, da das Licht der Fackeln, das Licht- und Schattenspiel, die Kunstwerke zu beleben schien. Darüber schrieb unter anderem auch Goethe in seiner Italienreise. Tanizaki geht jedoch in seinem Essay weiter und über diesen einen Aspekt hinaus.
Seine Beschreibungen, seine Kritik und Einwände konnte ich gut nachvollziehen und fand den Essay wirklich sehr interessant. Die Übersetzung ist gut verständlich und einzelne japanische Begriffe, Personen usw. werden hinten in den Anmerkungen aufgelöst.
Mir hat der Essay, aber auch das Buch und seine Ausstattung, sein Design an sich sehr gut gefallen und ich bin schon auf Lob der Meisterschaft von ihm gespannt, das hier noch in meinem Bücherregal steht!
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.


Tanizaki Jun'ichirō: Lob des Schattens
Übersetzt von Eduard Klopfenstein
Illustrationen von Suishu Klopfenstein-Arii
Manesse Verlag, Gebunden, 96 Seiten, 2010
ISBN: 978-3-7175-4082-3
14,95 €


Rezension und Bilder © Melanie Beck

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