„Dschungel“ von Friedemann Karig

Vor etwa genau einem Jahr haben wir einige Exemplare von Friedemann Karigs Dschungel verkauft. Das Buch fiel mir aufgrund seiner Covergestaltung sofort ins Auge, dieser leicht violette Blauton in Kombination mit dem Neon Pink stach unter den anderen Büchern einfach heraus. Als es dann im Radio noch besprochen wurde, war ich endgültig neugierig geworden und kaufte es mir.
Vor ein paar Wochen habe ich das Buch auf einer Reise in den Großstadtdschungel Hamburg mitgenommen und habe es binnen weniger Tage gelesen.


Friedeman Karig wurde 1982 in der Nähe von Freiburg geboren und studierte später in Passau und Köln eine Mischung aus Medienwissenschaften, Literatur, Soziologie, Politik und VWL. So zahlreich seine Studienfächer waren, so vielfältig sind auch die Jobs, die er im Laufe der vergangenen Jahre ausgeübt hat; sie reichen von Journalist, Moderator über Gastronom und DJ.
Heute lebt Karig in Berlin und konzentriert sich aufs Schreiben und Moderieren, wie z. B. von „Jäger & Sammler“ bis 2019, einem Format von funk, sowie einem Podcast auf Spotify („Friedemann & Freunde“).
Dschungel ist sein Romandebüt, welcher 2019 beim Ullstein Verlag erschien. Im Oktober dieses Jahres erschien in Zusammenarbeit mit Samira El Quassil ein neues (Sach-)Buch mit dem Titel Erzählende Affen über Mythen, Lügen und Utopien – bzw. dem Einfluss von Geschichten auf unser Leben.


Über das Buch
Felix, der beste Freund des namenlosen Protagonisten, ist im Dschungel von Kambodscha verschwunden. Nachdem er sich über sein Handy nicht mehr gemeldet hat und auch nicht zu erreichen ist, wendet sich Felix Mutter verzweifelt an dessen besten Freund und Erzähler dieser Geschichte. Niemand kennt Felix so gut wie er; sie beide verbindet eine jahrelange Freundschaft und er ist überzeugt, dass dem anderen nichts Schlimmes passiert sein kann.
Allein macht er sich schließlich auf den Weg und reist an den Ort, von wo sich Felix aus zuletzt gemeldet hatte. Die Suche stellt sich allerdings als wesentlich schwieriger heraus als anfangs gedacht. Der namenlose Protagonist gerät in Kambodscha schnell an seine Grenzen. Nicht er, sondern Felix war immer der extrovertiertere von ihnen beiden gewesen, der leicht mit anderen ins Gespräch gekommen war. Je länger er aber nach Felix sucht, umso mehr gleicht die Reise ebenso einer Suche nach sich selbst. Erin-nerungen an alte Zeiten offenbaren, was für ein Mensch Felix in der Vergangenheit war und was für eine Freundschaft die beiden verbindet.
Schließlich findet der Erzähler eine Spur und kommt Felix, aber auch einem Geheimnis, das sie beide teilen, immer näher.


Meine Meinung
Bevor ich das Buch gekauft habe, hatte ich bereits darüber im Radio gehört und wusste so schon, dass die Freundschaft zwischen dem namenlosen Erzähler und Felix (und nein, das sehe ich nicht als Spoiler, denn das wird ziemlich schnell im Buch deutlich) toxisch ist.
Felix ist ohne Frage nicht der beste Freund und so fragt man sich natürlich, ist er die Suche überhaupt wert? Wie weit ist der Erzähler bereit für seinen vermeintlich besten Freund zu gehen? Und was ist es, was sie beide verbindet?
Das Buch klingt vermutlich thrillerhafter als es ist. Keine Sorge, hier geht es nicht um Mord und Totschlag, sondern um Freundschaft, was einen verbindet – Gutes wie Schlechtes –, um Sehnsucht und um das Thema Freiheit.
Erinnerungen und Gegenwart wechseln sich Kapitel für Kapitel ab, sodass der Leser mehr über Felix, aber auch über die Freundschaft zwischen den beiden Jungs erfährt. Es sind Erinnerungen aus der Kindheit und Jugendzeit, mit all ihren Höhen und Tiefen. Gleichzeitig geht die Suche nach Felix am Anfang nur schleppend voran. Der Erzähler muss mehr als einmal über seinen eigenen Schatten springen und scheint sich vielleicht nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich seinem besten Freund anzugleichen.
Die Suche nach Felix wird eine Suche nach sich selbst und am Ende steht eine letzte Erinnerung, die er lange Zeit verdrängt hatte.
Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn mich hat das Ende überrascht – allerdings nicht nur positiv. Mir kam es etwas zu abrupt und zu einfach (sonderbar) vor. Persönlich hätte ich da also gerne mehr gehabt. Felix empfand ich als unglaublich unsympathischen Charakter (woran sein Elternhaus vermutlich nicht ganz unschuldig ist).
Nichtsdestoweniger hat mir das Buch gut gefallen und bekommt von mir 3,5 von 5 Sternen. Es wird definitiv in meinem Bücherregal bleiben und wird weiterempfohlen!


Für mehr Informationen über den Autor:


Friedemann Karig: Dschungel
Ullstein Verlag, Taschenbuch, 2020, 384 Seiten
ISBN: 978-3-548-06236-5
10,00€


Rezension und Bilder © Melanie Beck

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