"Endspiel" von Samuel Beckett
Endspiel / Fin de partie / Endgame
In der Oberstufe belegte ich einen Literaturkurs, in dem wir uns mit Samuel Becketts Warten auf Godot beschäftigt haben. Geplant war zudem, dass wir noch Becketts Endspiel lesen, aber leider fehlte dafür am Ende die Zeit. Seitdem (2010) lag also das Buch ungelesen bei mir herum. Für dieses Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, es endlich zu lesen! Rechtzeitig zu Becketts 115. Geburtstag am 13. April ist es mir dann auch endlich gelungen!
Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Foxrock, einem Vorort von Dublin geboren. 1923 studierte er am Trinity College in Dublin, gewann 1926 ein Stipendium und machte ein Jahr darauf seinen Abschluss. Anschließend lehrte er Französisch in Belfast und später in Paris, nachdem er 1928 dort hinzogen war. In Paris versuchten einige Leute ihn zum Schreiben zu ermutigen (unter anderem James Joyce), was ihn letztendlich dazu animierte, Lyrik und diverse Essays auf Englisch zu verfassen. In den späten 1920ern und frühen 1930ern arbeitete Beckett dann an seinem ersten Roman, Murphy. Dieser wurde von 42 Verlegern abgelehnt, ehe er endlich 1938 veröffentlicht wurde.
In den 1930ern lernte Beckett auch seine zukünftige Frau kennen, die Pianistin Suzanne Deschevaux-Dumesnil, die er 1961 ehelichte. Ende der 1940er Jahre begann und vollendete er das wohl bekannteste seiner Werke: das Theaterstück En attendant Godot, auf Deutsch Warten auf Godot (1949 vollendet, 1952 veröffentlich, 1953 uraufgeführt). Dieses Stück machte ihn international berühmt und ist noch heute das bekannteste Theaterstück von ihm.
1969 erhielt Beckett den Nobelpreis für Literatur und ist somit einer von insgesamt drei Iren, der diesen Preis jemals erhalten hat.
Samuel Beckett verstarb am 22. Dezember 1989 in Paris.
Über das Buch
Becketts Endspiel (1957) ist eine groteske Tragödie, in der sich vier Menschen in einer sterbenden Welt wiederfinden. Bei
diesen handelt es sich um den blinden sowie alten Hamm, seinen Bediensteten
Clov sowie Hamms Eltern Nagg und Nell, die in Mülltonnen leben.Das Leben erlischt und alles neigt sich dem Ende entgegen. Es gibt keine Fahrräder mehr, kein Lampenöl, keinen Brei... Das Ende breitet sich aus und ist immer stärker spürbar, auch für den alten, störrischen Hamm, der sich bisweilen noch gegen das Ende wehrt. Mit absurden, traurig-komischen Dialogen führt dieses Stück dem Leser bzw. Zuschauer vor Augen, wie angesichts des Endes der Sinn jegliche Sinnhaftigkeit verliert.
Meine Meinung
Was ich an meiner Suhrkamp Ausgabe schätze ist, dass man sowohl das französische Original, als auch die englische Fassung Becketts sowie eine deutsche Übersetzung in einem Band hat. Wer die verschiedenen Sprachvarianten miteinander vergleicht, wird hier und da ein paar Unterschiede feststellen. Das sind neben einigen Wortspielereien, die sich nicht 1:1 in andere Sprachen übersetzen lassen, auch einige Übersetzungen an sich oder Regieanweisungen, die Beckett in der englischen Übersetzung hinzugefügt hat. Mir persönlich hat die englische Übersetzung von ihm am besten gefallen, da ich hier den Dialog einfach stimmiger fand (mangels Französischkenntnisse blieb mir die Originalfassung verwehrt…). Soweit ich das beurteilen konnte, hielt sich die deutsche Übersetzung am französischen Originaltext und nicht an der englischen Übersetzung, wenngleich dort Beckett nachträglich Weiteres hinzugefügt bzw. verändert hat.
Davon abgesehen ist dieses grotesk absurde Theaterstück Becketts speziell und gefällt sicherlich nicht jedermann. Eine richtige Handlung gibt es nicht und es findet auch keine hervorstechende Entwicklung der Charaktere statt, womit Becketts Endspiel mit den Formen des traditionellen Dramas bricht. Mir persönlich hatte Warten auf Godot aufgrund seiner Dialoge sehr viel besser gefallen. Endspiel hingegen ist dennoch interessant und wer weniger als ich damit anfangen kann, freut sich vielleicht über die Kürze des Stücks (die deutsche Übersetzung nimmt in dem Buch nur ca. 60 Seiten ein (; ).
Von mir gibt es daher für die deutsche Übersetzung 2,5 und für die englische Übersetzung 3 von 5 Sternen.
Kleiner Fun Fact am Ende:
Der französische Originaltitel des Stücks, Fin de partie, ist ein Begriff aus dem Schach und bezeichnet dort die finale Phase einer Partie. Aus diesem Grund habe ich auch das alte Schachbrett für die Fotos hervorgeholt.
Samuel Beckett: Endspiel / Fin de partie / Endgame
Französische Originalfassung
Englische Übersetzung von Samuel Beckett
Deutsche Übersetzung von Elmar Tophoven
Suhrkamp Verlag, Taschenbuch, 128 Seiten, 1974 (Erste Auflage)
ISBN: 978-3-518-36671-4
8,00 €
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