„Die Taube“ von Patrick Süskind

Ich war für ein paar Tage im Rahmen einer Exkursion verreist und brauchte leichte Lektüre für die Fahrt. Da fiel mir dieses Buch in die Hand, das sich schon seit 2020 in meinem Besitz befindet. Es war außerdem mein zweites Buch, das ich von Patrick Süskind gelesen habe und ich werde sicher noch mehr von ihm lesen...


Patrick Süskind wurde 1949 in Ambach am Starnberger See geboren und studierte später in München Geschichte. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, verschlug es ihn 1974 nach Aix-en-Provence in Frankreich. Dort entstanden Süskinds erste Manuskripte, während er sich seinen Lebensunterhalt anfangs durch das Schreiben von Drehbüchern verdiente. Sein wohl bekanntestes Werk ist der 1985 erschienene Roman Das Parfum, das in etwa 50 Sprachen übersetzt wurde. Zur Bekanntheit dieses Romans trug auch die gleichnamige Buchverfilmung von Tom Tykwer im Jahr 2006 bei.
Im Jahr 1987 schrieb Süskind die Erzählung Die Taube.
Heute lebt er mit seiner Frau und einem Sohn in München und Montolieu, Frankreich.


Über das Buch
Jonathan Noel, der als Wachmann einer Pariser Bank tätig ist, hat es bald geschafft. Nicht mehr lange, dann hat er genug Geld zusammengespart, um seine kleine Mansarden-wohnung kaufen zu können. Die Erfüllung eines festgesetzten Zieles, das er schon lange verfolgt. Als das Ziel jedoch zum Greifen nah ist, kommt seinem Lebensplan etwas in die Quere: eine Taube. Das überraschende Auftauchen dieses Federviehs stellt das Leben des Jonathan Noel gehörig auf den Kopf und bringt seinen Plan zum Wanken…


Meine Meinung
Wer kennt sie nicht? Tauben. ‚Ratten der Lüfte‘ werden sie gelegentlich genannt und die wenigsten haben viel für sie übrig. Dies trifft auch auf Jonathan Noel zu. Wie fragil muss das Leben dieses Mannes sein, das es durch das Auftauchen einer Taube so sehr ins Wanken gerät? Nach einer aufwühlenden Kindheit schätzt der Protagonist nichts so sehr wie Ordnung und Ruhe. Wenn alles seinen gewohnten Gang geht, fühlt er sich wohl, ist alles in Ordnung. Bloß nichts ändern, heißt die Devise. Bis diese Taube eines Tages wie aus dem Nichts auftaucht. Dieser Vogel steht Synonym für das Unvorhergesehene im Leben, das Plötzliche, das Jonathan Noel aus seiner bisherigen Routine wirft. Sie bringt ihn aus der Ruhe und das hat schwerwiegende Folgen, welche sich wie eine Verkettung unglücklicher Zufälle aneinanderreihen, ganz so, als hätte wer einen Dominostein umgeworfen.
Diese ca. 100 Seiten lange Erzählung ist skurril und unterhaltsam, ohne viel Tamtam oder Aufregung. Mir gefiel der erzählerische, dichte sowie klare Erzählstil Süskinds und seinen sonderbaren Antihelden (was wohl sein Ding ist: Antihelden). Das Ende ist… offen, würde ich sagen, denn es ist nicht so ganz klar, wie es aus- oder weitergeht. Gleichzeitig finde ich, ist es genau das richtige Ende für diese Geschichte und lässt einen noch eine Weile darüber nachdenken. Von mir gibt es für Süskinds Taube 4 von 5 Sternen.


Patrick Süskind: Die Taube
Diogenes Verlag, Taschenbuch, 100 Seiten, 1990
IBSN: 978-3-257-21846-6
10,00 €

Rezension und Bilder © Melanie Beck

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