„Marzahn, mon amour“ von Katja Oskamp

Geschichten einer Fußpflegerin

Mir wurde mal wieder ein Buch wärmstens ans Herz gelegt. Ich will ehrlich sein, bei dem Titel war ich zunächst etwas skeptisch. Als aber nun am 8. März dieses Jahres die Taschenbuchausgabe erschien, dachte ich mir, ich kann es ja mal versuchen. Und ich bin sehr froh, dass ich mir einen Ruck gegeben haben!


Katja Oskamp wurde 1970 in Leipzig geboren und wuchs in Berlin auf. Für ihr Studium in Theaterwissenschaft kehrte sie nach Leipzig zurück. Nachdem sie dieses abgeschlossen hatte, arbeitete sie am Volkstheater in Rostock. Später ging sie wieder nach Berlin, wo Oskamp auch heute noch lebt und arbeitet.
Die Kurzgeschichte Rolf und Mucki und so weiter war der erste literarische Schritt von Katja Oskamp, der vom MDR-Literaturwettbewerb 2000 mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde. 2003 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, Halbschwimmer, eine von den Kritiken gelobte Erzählsammlung. Es folgte ihr erster Roman und weitere Bücher, ehe Oskamp 2010 eine Pause einlegte. In dieser orientierte sie sich um, nahm Abstand vom Schreiben und begann als Fußpflegerin zu arbeiten. Die Lebensgeschichten ihrer Kunden inspirierten sie jedoch schließlich wieder zum Schreiben und so entstand Marzahn, mon amour, welches ein Bestseller wurde.


Über das Buch
Marzahn, mon amour ist aufgeteilt in 16 Kurzgeschichten, die eingebettet sind in eine Art Rahmen-Geschichte, in der Katja Oskamp von ihrem Leben erzählt, davon, wie sie Fußpflegerin geworden ist, was sie dazu bewegt hat und wie die Ausbildung war. Jede der darauffolgenden Kurzgeschichten erzählt von einem Kunden oder einer Kundin, mit oder ohne Begleitung, von ihrem Leben, ihren Eigenarten und Liebenswürdigkeiten.
Da ist die Geschichte von Herrn Fritzsche, einem Neukunden, der Probleme mit der Orientierung hat. Und mit seinem Kopf, seinen Erinnerungen, seitdem er einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall hatte. Dann ist da die beeindruckende Geschichte von Frau Bonkat, die mit Mutter und Bruder 1945 floh und später wieder nach Neubrandenburg zurückkehrte und Krankenschwester wurde. Das Buch klingt schließlich wieder mit einem Einblick in Oskamps Leben aus.


Meine Meinung
Das Buch ist schmal und kann mit seinen 143 Seiten schnell gelesen werden. Allerdings – und so habe ich es gemacht – sollte man sich ruhig ein paar Tage mehr Zeit nehmen. Ein, zwei Kurzgeschichten am Tag. Mir gefiel Oskamps Erzählstil und dass sie die Charaktere im Berliner Dialekt hat sprechen lassen, anstatt es ans Hochdeutsche anzupassen.
Die Kurzgeschichten sind mal herzerwärmend, mal traurig, mal lustig, aber immer sehr menschlich. So manche Geschichte hat tatsächlich meine Hoffnung in die Menschheit wieder aufgebaut, die in dem vergangenen Jahr doch immer mal wieder abgebaut wurde.
Oskamp gelingt es, einfühlsam von ihren Kunden zu erzählen, ohne ins Kitschige zu verfallen.
Es gibt allerdings einige, die kritisieren, dass die Geschichten zu langweilig sind. Es gibt keine spannenden Höhepunkte, zugegeben, die Geschichten sind ruhig und aus dem wahren Leben. Aber ich fand sie keineswegs langweilig – vielleicht hilft es auch einfach, die Geschichten nicht alle in einem Rutsch zu lesen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.



Katja Oskamp: Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin
Suhrkamp Verlag, Taschenbuch, 143 Seiten, 2021
ISBN: 978-3-518-47131-9
10,00 €


Rezension und Bilder © Melanie Beck

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