"Sankt Irgendwas" von Tamara Bach

Dieses Buch ist dieses Jahr für den Jugendliteraturpreis nominiert und da wir es gerade in der Buchhandlung vorrätig hatten, dachte ich mir, nehme ich es mir einmal vor.


Tamara Bach wurde 1976 in Limburg an der Lahn geboren und studierte später Englisch sowie Deutsch auf Lehramt in Berlin. Ihr erster Roman, Marsmädchen, erschien 2002 und wurde noch vor Veröffentlichung mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendpreis ausgezeichnet. Auch die darauffolgenden Werke, darunter Was vom Sommer übrig ist, Marienbilder und Vierzehn erhielten Auszeichnungen oder Nominierungen und wurden von der Presse hochgelobt. Für ihr beeindruckendes literarisches Werk erhielt Tamara Bach dieses Jahr zudem den James Krüss Preis, ein internationaler Kinder- und Jugendliteraturpreis, der mit 8000 Euro dotiert ist.
Tamara Bach lebt und arbeitet heute in Berlin.


Über das Buch
Sankt Irgendwas beginnt mit dem Getuschel namenloser Schüler, denen einige Gerüchte über die Klassenfahrt der 10b zu Ohren gekommen sind. Irgendetwas muss dort gewaltig schiefgelaufen sein, denn der Klassenlehrer Herr Utz hat gleich für den ersten Abend nach ihrer Rückkehr eine Klassenkonferenz mit allen Eltern anberaumt. Es wird gemutmaßt, was passiert sein könnte und es entwickeln sich die wildesten Theorien. Wird etwa eine ganze Klasse der Schule verwiesen? Nicht nur die Schüler der Parallelklassen, sondern auch die Eltern der 10b fragen sich: Was ist nur auf der Klassenfahrt passiert?
Das ist die große Frage dieses Buches. Die Antwort darauf steht in dem Protokoll, das sich hier auf etwas mehr als 100 Seiten erstreckt und den Leser mit auf die Klassenfahrt nimmt.
Die Verfasser des Protokolls sind verschiedene Schüler, welche der Klasse 10b angehören und die davon berichten, was an den einzelnen Tagen passiert ist.
Schnell wird klar, dass auf der Fahrt vieles schief gegangen ist und sich der große Ärger immer weiterhoch geschaukelt hat, bis ein klingelndes Handy schließlich alles eskalieren ließ...


Meine Meinung
Dieses Buch war für mich ein Zurückversetzen in meine Schulzeit. In diesem Fall eine Mischung aus einer semigut geplanten Klassenfahrt, einem älteren Klassenlehrer, einer buntgemischten Schülerschaft, vielen, vielen Referaten und dem sich steigernden Gefühl, dass der Lehrer einen nicht versteht – und nicht verstehen will.
Sowohl der Erzählstil, als auch die Perspektive haben mir sehr gefallen. Das Buch beginnt und endet mit einem Dialog verschiedener namenloser Leute, die sich über das vermeintlich Geschehene unterhalten. Dazwischen liegt (neben einer Nachricht von Herrn Utz an die Eltern der 10b) das Protokoll, welches den Leser auf die Klassenfahrt mitnimmt und jene durch die Augen verschiedener Schüler wahrnehmen lässt.
Die Geschichte fühlt sich durch die Sprache und die Geschehnisse authentisch an, ist mal witzig, mal ernst und führt den Leser subtil an die sich anbahnende Eskalation heran. Beeindruckend fand ich den Zusammenhalt der Klasse, der bis zuletzt anhält und dafür sorgt, dass das Protokoll letztendlich am Abend der Klassenkonferenz nicht mehr da ist… (Natürlich verraten ich nicht, WAS nun eigentlich passiert ist und wie es für die 10b am Ende ausgeht). Neben Zusammenhalt geht es aber auch um Generationen, ein Missverstehen zwischen Jung und Alt und über Macht und Vorurteilen. Von mir gibt es für dieses Buch 4 von 5 Sternen.

Darüber hinaus liebe ich die Buchgestaltung – unter dem dunkelblauen Schutzumschlag sieht das Buch nämlich noch einmal ganz anders aus und erinnerte mich sofort an die bekritzelten Schultoiletten. Sehr geniale Idee von formlabor (s. o.)!


Tamara Bach: Sankt Irgendwas
Carlsen Verlag, Gebunden, 128 Seiten, 2020
978-3-646-93340-6
9,99 €

Ab 14 Jahren


Rezension und Bilder © Melanie Beck

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