„Matilda“ von Roald Dahl
Ich mag den Film Matilda von 1996 von und mit Danny DeVito, aber die Buchvorlage habe ich nie gelesen. Vor ein paar Jahren war ich dann mit einer Freundin in London und wir schauten uns dort das Musical Matilda an, was mir auch sehr gut gefallen hat (wenngleich ich den Film noch lieber habe). Anlässlich des 105. Geburtstages von Roald Dahl dieses Jahr am 13. September hatte ich mir endlich vorgenommen, nun doch die englische Buchvorlage zu lesen und es hat mir sehr gefallen!
Roald Dahl wurde am 13. September 1916 in Wales geboren. Seine Eltern, welche aus Norwegen kamen, benannten ihn nach Roald Amundsen, dem (norwegischen) Mann, der als Erster den Südpol erreichte. Man könnte meinen, dass Roald Dahls Leben damit irgendwie sehr glorreich begann, doch tatsächlich nahm es rasch einen sehr traurigen Verlauf. Nur wenige Jahre darauf starben seine ältere Schwester Astri und sein Vater Harald. Seine Mutter schickte ihn daraufhin auf ein Internat, in der Hoffnung, dass dies das Beste für ihn sei. Tatsächlich inspirierte ihn die Erfahrung auf dem Internat später zu einer seiner Geschichten (Charlie und die Schokoladenfabrik) – denn die Schüler des Internats wurden regelmäßig zu Schokoladeproben eingeladen.
Nach seiner Schulzeit verschlug es Dahl eine Zeitlang nach Kanada, dann nach Ostafrika, wo er für einen Ölkonzern arbeitete, solange, bis der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er wurde daraufhin von der Royal Air Force einberufen, damals war er 23 Jahre alt.
1940 erlitt Roald Dahl einige Verwundungen an Kopf, Nase und Rücken, als er mit seinem Flugzeug hatte Notlanden müssen. Dahl erholte sich nach einigen Monaten und später war er sogar kurz als Spion tätig, indem er dem MI6 Informationen zuspielte. 1953 heiratete Dahl die amerikanische Schauspielerin Patricia Neal, mit der er fünf Kinder bekam. Nach dreißig Jahren Ehe ließen sie sich jedoch scheiden und später heiratete er dann Felicity (Lizzy) Crosland.
Gemeinsam mit Stanley Wade und Kenneth Till erfand Dahl das Wade-Dahl-Till Ventil. Anlass dafür war das Leiden seines Sohnes, der in New York von einem Auto angefahren wurde. Um seine Schmerzen zu lindern, wurde das Ventil entwickelt. Es half über viele Jahre vielen Menschen, bis die Medizin weiter war und darauf verzichtet werden konnte.
Ab den 1960er Jahren begann Dahls schriftstellerische Zeit. Er schrieb Werke wie James und der Riesenpfirsich, Charlie und die Schokoladenfabrik, Der fantastische Mr. Fox, aber auch Drehbücher, wie z.B. das für James Bond: Du lebst nur einmal. 1988 veröffentlichte Dahl Matilda, wofür er nur wenig später den Children’s Book Award erhielt. Das Buch, das sich heute über 17 Millionen mal verkauft hat, wurde schließlich für das Musical adaptiert und wurde 2010 uraufgeführt. Seit 2011 spielt es in London.
Roald Dahl starb am 23. November 1990, im Alter von 74 Jahren.
Über das Buch
Matilda ist nicht wie andere Kinder, das zeigt sich schon früh. Mit nur vier Jahren beginnt sie Bücher zu lesen, zuerst die Kinderbücher, dann die für Erwachsene, darunter Klassiker von Charles Dickens, George Orwell, Jane Austen und vielen, vielen mehr. Ihre Eltern und ihr fünf Jahre älterer Bruder bekommen davon allerdings nicht viel mit. Für sie ist sie sonderbar und lästig und man schenkt ihr kaum Beachtung. Doch schlimmer als ihre Eltern ist ihre Schuldirektorin. Obwohl sich Matilda wahnsinnig auf die Schule gefreut hat, hatte sie nie im Leben mit so einer Schuldirektorin wie Ms. Trunchbull (Fräulein Knüppel-kuh) gerechnet. Sie ist ein wahrer Tyrann! Da entdeckt Matilda schließlich eine mysteriöse Kraft, die in ihr schlummert! Zusammen mit Ms. Honey (Fräulein Honig), der besten Klassenlehrerin überhaupt, geht sie dem auf den Grund und Ms. Trunchbull an den Kragen!
Meine Meinung
Ich habe es so, so sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Tatsächlich gibt es ein paar Abweichungen zwischen Buch und Film, aber ich finde beide auf ihre Art fantastisch. Matilda ist so ein sympathischer Hauptcharakter, gewitzt, aufgeweckt und eine richtige Bücherliebhaberin (was sie allein schon sympathisch macht). Zudem hat sie ein feines Gespür für Gerechtigkeit und versucht ihre Eltern durch Streiche zu belehren, in der Hoffnung, dass sie ihre Fehler einsehen. Das zeigt, dass Matilda eben nicht nur das stille, liebe Kind ist. Sie will Gerechtigkeit und dafür setzt sie sich auch ein. Was sie ebenfalls sehr sympathisch macht ist, dass sie trotz ihres Wissens nicht angeberisch, eingebildet oder hochmütig ist. Tatsächlich scheint ihr gar nicht so bewusst zu sein, wie besonders sie ist (könnte aber auch daran liegen, dass sie von ihrer Familie nie wie etwas Besonderes behandelt wurde).
Neben den liebenswerten und zauberhaften Charakteren wie Matilda oder Ms. Honey gibt es auch wirklich grausige Charaktere wie Ms. Trunchbull. Ich musste beim Lesen immerzu an den Film denken und finde auch jetzt noch, dass sie die perfekte Schauspielerin dafür gecastet hatten. Die Frau ist ein Graus! Man fragt sich mehr als einmal, wieso jemand wie sie eine Schule leitet. Nicht nur, dass sie die Kinder regelmäßig beleidigt, nein, gelegentlich schleudert sie sogar welche herum. Roald Dahls Matilda hat also auch einen ernsten Kern, die Vernachlässigung der Eltern an ihrem Kind Matilda und die Gewalt an Kindern durch Ms. Trunchbull. Beides wird jedoch so ins Schräge und Absurde gesteigert, dass man das als Kind einfach so hinnimmt, ohne sich große Gedanken darüber zu machen (so, wie Gewalt ja auch in Märchen vorkommt). Als Erwachsener bewundert man Matilda nur umso mehr, für ihre Stärke und wie sie mit ihrer cleveren Art allem die Stirn bietet.
Im Vergleich zum Film erfährt man im Buch mehr über Ms. Honey, über ihren Charakter und ihr schwieriges Leben, was mir sehr gut gefallen hat. Was der Film allerdings besser gelöst hat, ist das Ende der Geschichte, bzw. der Teil mit Matildas Familie. Das war im Buch etwas plötzlich, während es sich im Film von Anfang an angekündigt hat (was ich logischer finde).
Dennoch schätze und liebe ich das Buch sehr, trotz der vielen, kleinen Ungerechtigkeiten, ist die Geschichte herzwärmend, witzig, schräg und zauberhaft! Quentin Blakes Illustrationen tragen zusätzlich zu dem Charme des Buches bei.
Ich gebe Roald Dahls 4,5 von 5 Sternen und einen Platz in meinem Bücherregal. <3
Auf meinem Buch wird übrigens ein Alter von 7+ empfohlen, ich würde eher zu 9+ Jahren tendieren.
Wer gerne einmal eine Leseprobe des englischen Originals lesen möchte, wird hier auf der Seite des Verlags fündig:
Für mehr Informationen empfehle ich außerdem die Homepage zu Roald Dahl und seine Werken:
Roald Dahl: Matilda
Illustration von Quentin Blake
Penguin Verlag (Puffin Books), Englisch, Taschenbuch, 240 Seiten, 2007
ISBN: 978-0-14-241037-0
7,00€
Ab ca. 9 Jahren
Rezension und Bilder © Melanie Beck
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