“Die Erfindung der Flügel” von Sue Monk Kidd

Dieses Buch wurde mir von einer Freundin wärmstens empfohlen, weswegen ich es bereits vergangenes Jahr auf meiner Leseliste hatte. Damals hatte mich die Dicke des Buches (etwa 480 Seiten) etwas abgeschreckt, weswegen ich es ständig vor mir hergeschoben und nie angefangen hatte. Weil ich es aber trotzdem unbedingt lesen wollte, habe ich es dieses Jahr erneut auf die Leseliste gesetzt. Als es dann im Oktober über ein Wochenende nach Dresden ging, habe ich das Buch kurzerhand als Reiselektüre mitgenommen – und war sehr schnell gefesselt. Innerhalb von nicht einmal zwei Wochen hatte ich das Buch dann durch.


Sue Monk Kidd wurde 1948 in Sylvester, Georgia geboren. Später studierte sie an der Texas Christian University Gesundheits- und Krankenpflege und machte 1970 ihren Abschluss. Sie arbeitete daraufhin in diesem Bereich, musste aber bald für sich feststellen, dass ihr Herz dem Schreiben gehörte. Kidd begann Kurse in Kreativem Schreiben an der Emory University sowie am Anderson College zu belegen.
Ihr Debütroman, Die Bienenhüterin, wurde 2002 veröffentlicht und war zuerst ein Geheimtipp, dann ein Bestseller. Er verkaufte sich bis heute allein in den USA über 6 Millionen Mal und wurde in 36 Sprachen übersetzt. Die Bienenhüterin wurde außerdem verfilmt und erschien 2008 mit namhaften Schauspielern (und Sängerinnen) wie Jennifer Hudson, Dakota Fanning, Paul Bettany und Alicia Keys.
Es folgten weitere Romane wie Die Meerfrau (2005) sowie Die Erfindung der Flügel (2014). Letzteres erhielt diverse Preise, darunter den Florida Book Year Award und den SIBA Book Award, und wurde ebenfalls in über 20 Sprachen übersetzt. Heute lebt Kidd mit ihrem Mann und ihrem Hund Barney in North Carolina.


Über das Buch
November 1803, Charleston (Amerika). Zu ihrem elften Geburtstag bekommt die kleine Sarah Grimké von ihren Eltern ein ganz besonderes Geschenk: die zehnjährige Hetty Handful. Das schwarze Dienstmädchen wird dem Geburtstagskind mit einer violetten Schleife überreicht und soll Sarah von nun an zur freien Verfügung stehen. Sonderlich begeistert ist Sarah über das gut gemeinte Geschenk ihrer Eltern aber nicht. Ihr Versuch, Handful die Freiheit zu schenken, wird jedoch rigoros von ihren Eltern vereitelt und so bleibt ihr nur noch eines: Sie schenkt ihrem Dienstmädchen eine andere Art Freiheit. Obwohl es zu jener Zeit in Charleston strengstens verboten ist, bringt sie Handful heimlich das Lesen bei.
Beide Protagonistinnen sehnen sich nach Freiheit und Gleichberechtigung als Mensch und als Frau und versuchen diese auf ihre eigene Art zu erreichen. Der Leser begleitet Sarah und Handful hierbei etwas mehr als 30 Jahre ihres Lebens und erfährt auf diese Weise von deren Höhen und Tiefen, aber auch von ihrer Entwicklung und den Hin-dernissen sowie Ansichten der damaligen Zeit.


Meine Meinung
Sue Monk Kidds Die Erfindung der Flügel erzählt nicht nur die beeindruckende Geschichte zweier Frauen unterschiedlicher Herkunft, welche beide nach Freiheit und Gleichberechtigung streben, sondern auch die Geschichte zweier Schwestern, die tatsächlich im 19. Jahrhundert gelebt und sich gegen die Sklaverei eingesetzt haben. Sarahs und ihrer Schwester Angelina (Nina) Grimkés Geschichte ist heute in Amerika weitestgehend in Vergessenheit geraten. Kidd stolperte mehr zufällig über die beiden Frauen und recherchierte dann sehr viel über sie. Das Buch ist zwar an sich fiktiv, doch einzelne Begebenheiten und Ereignisse haben so wirklich stattgefunden und aus historischen Briefen nahm Kidd zudem einzelne Ausschnitte, worüber sie im Anhang des Buchs ausführlich spricht.
Dieser historische Aspekt hat mir an diesem Buch unheimlich gut gefallen und ich fand insgesamt auch das Ambiente, die Menschen und die Umgebung stimmig. Gelungen ist auch, dass dem Leser durch Sarah und Handful zwei unterschiedliche Perspektiven dieser Zeit geboten werden, die natürlich durch den sozialen Stand geprägt sind. Die Kapitel sind abwechselnd mal aus Sarahs, mal aus Handfuls Sicht erzählt.
Die Freundschaft zwischen Sarah und Handful wird dabei nicht kitschig dargestellt und erkaltet zwischenzeitlich auch mal im Laufe der Geschichte, was ich gut finde, denn alles andere wäre vermutlich doch etwas unrealistisch (wenn auch nicht unmöglich) gewesen, wenn man die Zeit und die unterschiedliche Herkunft bedenkt.
Die Sprache ist klar und die Übersetzung (ohne das englische Original zu kennen) gelungen, allerdings sind mir in meiner Ausgabe doch ein paar wenige Fehler aufgefallen (und damit meine ich nicht ungewöhnliche Schreibweisen, sondern wirkliche Tippfehler). Des Weiteren bin ich kein Fan davon, wenn auf der Rückseite eines Buches nur Pressestimmen stehen – denn außer „Zwei Frauen, die die Welt verändern“ steht da nichts über den Inhalt. Vor der Titelseite gibt es zwar noch eine Seite mit einer kurzen Inhaltsangabe, aber ich habe das persönlich immer lieber hinten auf der Rückseite. Das Alles ist aber auch Meckern auf hohem Niveau. (;
Unterm Strich hat mir das Buch sehr gut gefallen und hat mich mit seinen starken Frauen, den amerikanischen Pionierinnen der Anti-Sklaverei- und Frauenbewegung, über viele Stunden gefesselt. Das nächste Buch von Sue Monk Kidd steht bereits in meinem Bücherregal und wird nächstes Jahr in Angriff genommen! Für Die Erfindung der Flügel gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen.


Wer gerne ein bisschen ins Buch hineinschnuppern möchte, gar kein Problem!
Sowohl auf der Homepage der Autorin (auf Englisch), als auch auf der Seite des Penguin/Random House Verlags (auf Deutsch) bekommt man eine kostenlose Leseprobe:

Englische Leseprobe:

Deutsche Leseprobe (unter dem Buchcover auf den Button ‚Leseprobe‘ klicken):



Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel
Übersetzt von Astrid Mania
Btb Verlag, Taschenbuch, 495 Seiten, 2017
ISBN: 978-3-442-71467-4
9,99€


Rezension und Bilder © Melanie Beck

Kommentare