"N.P." von Banana Yoshimoto

Ich habe vor über einem Jahr auf dem Buchblog von Freunden eine Rezension zu einem Buch von Banana Yoshimoto gelesen. Das war das erste Mal, dass ich von dieser Autorin hörte. In der Rezension ging es um Yoshimotos „Erinnerungen aus der Sackgasse“, was interessant klang. Ich nahm mir daher vor, irgendwann auch mal etwas von ihr zu lesen. Im Laufe des vergangenen Jahres fand ich dann tatsächlich Yoshimotos „N.P.“ in einem öffentlichen Bücherregal und war so glücklich über meinen unverhofften Fund!


Über die Autorin
Banana Yoshimoto kam 1964 als Mahoko Yoshimoto in Tokyo zur Welt, als Tochter von Takaaki (Ryūmei) Yoshimoto, einem berühmten Essayisten und Literaturkritiker. Später studierte Yoshimoto japanische Literatur an der Nihon-Universität in Tokyo und arbeitete danach zunächst als Kellnerin, während sie an ihrem Debütroman „Kitchen“ schrieb. Dieser erschien 1988 und wurde ein großer Erfolg. Sie erhielt diverse Preise für ihren Erstling, der inzwischen sogar schon zweimal verfilmt wurde (zuletzt 1997). Es folgten zahlreiche weitere Werke wie „Tsugumi“ 1989 (in Deutschland 1996), „Moshi Moshi“ (2010, in Deutschland 2015) usw.
Heute gilt Banana Yoshimoto als Kultautorin in Japan, welche zudem großen internationalen Erfolg hat. In ihren Werken trifft man oft auf ähnliche Thematiken, wie Tod, Überna-türliches/Okkultes sowie eine „nicht-konventionelle“ Sexualität – was auch auf ihren Roman „N.P.“ zutrifft.
Yoshimoto heiratete 2000 Tahada Hiroyoshi, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat.


Über das Buch
Sarao Takase, ein japanischer Autor, lebt in den USA und veröffentlicht dort einen Band mit dem Titel „N.P.“. Dieser enthält 97 Erzählungen und wird ein großer Erfolg in den Staaten. Dennoch nimmt sich Takase mit nur 48 Jahren das Leben. Er lässt seine Frau und seine zwei Kinder, Saki und Otohiko, zurück, von denen er getrennt lebte.
Kazami Kanō ist gerade Oberschülerin als sie mit dem wesentlich älteren Shōji zusam-menkommt. Dieser sitzt an der Übersetzung der 98. Erzählung von Sarao Takase, welche jedoch unvollendet bleibt. Genau wie Takase nimmt Shōji sich das Leben.
Dies liegt nun vier Jahre zurück und Kazami studiert inzwischen an der Uni in Tokyo. Eines Tages trifft sie zufällig auf Otohiko, den sie bislang nur einmal auf einer Veranstaltung gesehen hatte, auf der sie damals mit Shōji gewesen war. Sie kommen ins Gespräch und bald darauf lernt Kazami auch seine Schwester Saki und Otohikos Freundin Sui kennen. Diese Drei prägen Kazamis Sommer, welcher, je weiter er voranschreitet, etwas Beun-ruhigendes, Unheilvolles an sich hat, was nicht zuletzt auch mit Sui zusammenhängt…


Meine Meinung
Das Buch von Yoshimoto fängt gekonnt die drückende Schwere eines warmen Sommers ein, das Melancholische und Bittersüße daran. Gemeinsam mit der Protagonistin Kazami wird der Lesende in einen Strudel verschiedenster Themen gezogen. Es geht um Beziehungen, um Liebe (ohne kitschig zu sein), um Inzest und Suizid. Je weiter man liest, umso mehr hat man zudem das Gefühl, das über Allem etwas zu schweben scheint, welches man jedoch noch nicht so recht zu greifen vermag. Nach und nach nimmt es jedoch Gestalt an und gibt dem Roman beinahe schon etwas bedrohlich Unheimliches.
Kazami ist von den Zwillingen fasziniert, von ihrer (tragischen) Geschichte, und wird von ihnen angezogen, wie eine Motte vom Licht. Es zieht sie zu ihnen und irgendwann scheint es die anderen auch zu ihr zu ziehen. „N.P.“ ist also ein Roman über Anziehung, aber auch über Leidenschaft und Lebenshunger.
Ein wenig beunruhigend finde ich es, dass obwohl alle Figuren um die Anfang 20 sind, einige schon so verlebt wirken und wirklich viel durchgemacht haben. Allerdings, wenn man an die heutige Zeit denkt… so gibt es vermutlich viele Menschen in diesem Alter, welche schon zu viel gesehen und durchlebt haben, was man sich gar nicht vorstellen möchte.
Die Kapitel sind meistens eher kurz, mal ruhig (und haben gelegentlich ihre Längen), mal sind sie intensiv und spannend. Das Buch las sich jedoch wirklich gut und mit seinen 186 Seiten auch relativ schnell. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sterne für Yoshimotos „N.P.“.


Gewusst?
Weil ihr die Blüten der Red Banana Flower so gefielen, wurde „Banana“ zu Yoshimotos Pseudonym.


Banana Yoshimoto: N.P.
Übersetzt von Annelie Ortmanns-Suzuki
Diogenes Verlag, Taschenbuch, 192 Seiten, 1995
ISBN: 978-3-257-22790-1
10,00 €


Rezension und Bilder © Melanie Beck



Quellen:



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