"Ballettschuhe" von Noel Streatfeild

Als ich 2013 ein Praktikum in einer Kinder- und Jugendbuchhandlung machte, begegnete ich Noel Streatfeilds Buch Ballettschuhe. Ich tauschte mich mit meinen damaligen Kolleginnen darüber aus und beschloss es zu kaufen. Ein paar Jahre später sah ich dann die Verfilmung des Buches mit Emma Watson von 2007 (worauf ich weiter unten noch einmal eingehe). 
Leider lag das Buch dann doch noch viele Jahre ungelesen bei mir herum – bis jetzt. Ich konnte das Buch kurz vor Neujahr dann doch noch durchlesen und verstehe, warum es ein Klassiker der englischsprachigen Kinder- und Jugendliteratur ist. Was ich nicht verstehe ist, dass es leider hier weitgehend unbekannt ist...


Mary Noel Streatfeild wurde 1895 in Sussex, England geboren und war später viele Jahre als Schauspielerin tätig. Die Erfahrungen, die sie damals hatte sammeln können, besonders auf der Theaterbühne, ließ sie in ihr Kinderbuch Ballettschuhe einfließen. Das Buch wurde 1936 veröffentlicht und war ein großer Erfolg. Es folgten weitere Kinder-bücher, in denen Schuhe immer eine (besondere) Rolle spielen, daher wird auch oft von der „Schuhreihe“ gesprochen. Diese Bücher hängen allerdings nicht zusammen, sondern existieren voneinander unabhängig. Neben Ballettschuhe gibt es da zum Beispiel noch Zirkusschuhe, Reiseschuhe und FilmschuheStreatfeilds Zirkusschuhe wurde sogar 1938 mit der Carnegie Medaille ausgezeichnet. 
1986 starb Mary Noel Streatfeild in London. 


Zum Buch
Ballettschuhe erzählt die Geschichte von drei Schwestern, die eigentlich gar keine Schwestern sind. Professor Matthew Brown hat nämlich eine Vorliebe für Fossilien und bringt immer mal wieder welche mit nach Hause. Eines Tages bringt er dann jedoch statt eines Fossils ein kleines Baby: Pauline. Er gibt sie in die Fürsorge von Sylvia, der Tochter seines Neffen, und deren Kindermädchen, Nana, die auch irgendwie die Haushälterin ist. Beide wohnen in Großonkel Matthews (Spitzname: Gom) Haus. Ein Jahr später wiederholt sich das ganze und Petrova kommt dazu. Die Dritte im Bunde ist schließlich die rothaarige Posy, die zusammen mit einem Brief von Gom und einem Paar Ballettschuhe ihnen zugeschickt wird. Da die drei Mädchen keine Familie haben, nehmen sie schließlich den Nachnamen Fossil an, da Gom sie immer so genannt hatte: seine Fossilien. 
Pauline Fossil ist die hübscheste der Dreien und hat ein Händchen fürs Rezitieren - wobei sie am liebsten Shakespeare rezitiert. Petrova Fossil ist die klügste und hat eine Schwäche für Autos, Flugzeuge und Motoren. Posy Fossil ist die geborene Tänzerin, kann nie lange stillsitzen und hat ein Talent fürs Imitieren anderer Leute. 
Der Leser begleitet diese drei Mädchen ein paar Jahre, erfährt von ihrem Glück und ihrem Unglück, den Sorgen und ihren schönsten Momenten. Und eines ist stets immer ganz gewiss: diese drei Mädchen halten zusammen, ganz gleich was da kommt! 


Meine Meinung
Streatfeild erzählt hier eine wirklich wunderschöne Geschichte für Kinder, die aber auch für Ältere absolut lesenswert ist. Die drei Mädchen wachsen einem ans Herz, wenngleich sie sich manchmal auch ganz schön biestig verhalten können und man sie am liebsten schütteln möchte. Sylvia, die sich wirklich aufopferungsvoll um sie kümmert, tut einem mehr als einmal leid und so ist diese Geschichte mal rührend, mal lehrreich - aber immer bezaubernd. 
Ich kann mir vorstellen, dass aufgrund dessen, dass es sich bei den wichtigsten Figuren in dieser Geschichte allesamt um Frauen handelt und Tanz sowie Theater eine bedeutende Rolle spielen, es womöglich für viele Jungs nicht so interessant sein wird. Daher ist das Buch hauptsächlich (aber nicht grundsätzlich) Mädchen zu empfehlen, ca. zwischen 10 und 12 Jahren, wobei eben auch Ältere durchaus Gefallen an diesem Buch finden werden. 
Von mir gibt es für dieses Buch 4 von 5 Sternen

Ich möchte zum Schluss noch einmal auf die Verfilmung Ballet Shoe (2007) zu sprechen kommen. Bevor ich das Buch kannte, hat mir der Film eigentlich ganz gut gefallen, doch nun, da ich das Buch gelesen habe, habe ich mich doch über einiges in der Verfilmung ärgern müssen. Statt dem glücklichen Paar Mr. und Mrs. Simpson im Buch ist Mr. Simpson im Film alleinstehend. Und natürlich wurde dann auf Zwang ein Liebesdrama daraus gemacht, wo im Buch keines ist. Außerdem wurden einige Figuren überzeichnet, wirken viel unsympathischer als sie es im Buch tun, was ich sehr schade finde. 
Wenn jemand also den Film sehen möchte, dann tut es am besten, bevor ihr das Buch dazu lest! 


Hier noch ein kleiner Fun Fact: 
Das Buch Ballettschuhe kommt übrigens auch in einem anderen Film vor. In E-m@il für Dich (1998) mit Meg Ryan und Tom Hanks gibt es eine Szene, in der Meg Ryan in der Rolle der Buchhändlerin Kathleen Kelly jemanden dieses Buch empfiehlt, relativ am Ende des Filmes. 




Noel Streatfeild: Ballettschuhe 
Übersetzt von Irmela Brender 
Carlsen Verlag, Gebunden, 267 Seiten, 2009 
ISBN: 978-3-551-55562-5 
12,90 € 


Da ich mir nicht sicher bin, ob es die gebundene Ausgabe noch im Buchhandel gibt, hier noch die ISBN des Taschenbuchs, das es aktuell für 3,99 € gibt: 
Taschenbuch Ausgabe von Carlsen: 
ISBN: 978-3-551-31645-5 



Rezension und Bilder © Melanie Beck

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