“A Little Princess” von Frances Hodgson Burnett

Vor drei Jahren war ich in Paris und ließ es mir nicht nehmen, mir die Buchhandlung Shakespeare & Company anzuschauen. Natürlich musste ich mir auch ein Buch dort kaufen und entschied mich für diese wunderschöne Ausgabe von Frances Hodgson Burnetts A Little Princess. Allein die Gestaltung hatte es mir sofort angetan, allerdings kannte ich auch die Kinderzeichentrickserie Prinzessin Sara sowie die Verfilmung von 1995 von Alfonso Cuarón und war daher neugierig auf das Original. 


Frances Eliza Hodgson Burnett wurde 1849 in Manchester, England geboren. Nur wenige Jahre nach ihrer Geburt verstarb ihr Vater und ihre Familie war mit einem Mal mittellos. Sie mussten in eine schlechtere Gegend in Manchester ziehen und wanderten schließlich nach Tennessee, USA aus. Dort lebte Frances Onkel, von dem sie sich Unterstützung erhofften, doch diese verweigerte er ihnen. Daraufhin begann Burnett Geschichten, die sie bis dahin geschrieben hatte, zu verkaufen. Schon bald verkaufte sie regelmäßig fünf bis sechs Geschichten pro Monat und ihre Karriere als Schriftstellerin nahm ihren Lauf. 
Frances Hodgson Burnett war dabei so erfolgreich, dass sie schließlich durchaus vermögend war. Allerdings eckte sie damit auch an, denn zu damaligen Zeiten war es eher ungewöhnlich, dass Frauen arbeiteten und ihr eigenes Geld verdienten (anstatt brav Hausfrau zu spielen). 
Hier in Deutschland ist ihr Name mittlerweile gar nicht mehr so bekannt, dabei werden auch hier ihre Bücher sehr hochgeschätzt. Neben Little Princess (Kleine Prinzessin Sara) schrieb sie unter anderem auch den Kleinen Lord (1886) sowie den Geheimen Garten (1911) (Frances liebte übrigens Gartenarbeit). 


A Little Princess basiert auf Burnetts Geschichte Sara Crewe or What Happened At Miss Minchin’s, welche 1888 im St. Nicholas Magazine, einer damals beliebten monatlichen Publikation für Kinder, veröffentlicht wurde. Diese erfreute sich so großer Beliebtheit, dass Burnett sie später noch einmal bearbeitete und daraus ein Buch machte, A Little Princess, welches 1905 herauskam. 
Worum geht es in dem Buch? 
Sara Crewe, die siebenjährige Tochter eines liebevollen sowie reichen Vaters, ist auf dem Weg von Indien nach England, um dort an der Schule von Miss Minchin unterrichtet zu werden. Auf Wunsch des Vaters lässt man Sara dort jeden Komfort zukommen, den es zur damaligen Zeit in England gibt. Schnell nennen ihre Mitschülerinnen sie „Prinzessin“ – allerdings nicht nur wegen ihrer Sonderbehandlung von Miss Minchin und den teuren Kleidern, sondern vor allem weil sie eine wahre Prinzessin der Herzen ist. Sara ist hilfsbereit, freundlich und fantasievoll. Sie liebt es, sich Dinge vorzustellen und begeistert ihre Mitschüler mit ihren Geschichten. Darunter auch die kleine Lottie und die Außenseiterin Ermengarde, welche von den älteren Schülerinnen, wie die eifersüchtige Lavinia, geärgert wird. 
An Saras achtem Geburtstag erhält sie dann jedoch eine Nachricht, die ihr Leben auf den Kopf stellt: ihr Vater sei in Indien gestorben, nachdem er sein ganzes Geld einem Freund bereitgestellt hat. Sara ist somit nicht nur vaterlos, sondern auch mittellos. Miss Minchin lässt sie auf dem Dachboden wohnen und für sie als Hausmädchen/Laufburschen (buchstäblich Mädchen für alles) arbeiten. Was daraufhin alles passiert, verrate ich an dieser Stelle nicht, aber ich kann euch versichern, dass es ein glückliches Ende hat. 


Diese Geschichte ist herzerwärmend und einfach perfekt für die Vorweihnachtszeit. 
Man fühlt mit Sara, man lacht, trauert und leidet mit ihr und schließt sie ins Herz. Und dieses schöne, zauberhafte Ende gibt einem die Hoffnung in die Menschheit zurück und entschädigt einen für alles, was zuvor passiert ist. 
Es gibt einige, die allerdings dieses Buch auch hart kritisieren – dafür, dass z.B. Sara und ihr Vater einfach „zu gut“ sind, zu perfekt. Ich finde, man sollte im Blick behalten, in welcher Zeit dieses Buch geschrieben wurde und dass es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt. Es lässt sich deswegen jedoch nicht einfach mit heutigen Kinderbüchern vergleichen. 
Sara hatte damals natürlich eine Vorbildfunktion und die ist in meinen Augen wunderbar umgesetzt. Sie ist zwar „begabter“ als andere Mädchen, aber sie meint deswegen nicht, etwas besseres zu sein. 
A Little Princess ist zudem sehr schön und leicht verständlich geschrieben (Sense and Sensibility und Peter Pan haben mir zumindest deutlich mehr Probleme gemacht). Das Buch ist insgesamt etwas kleiner (da es ein Kinderbuch ist, wurde die Größe für Kinder angepasst), dadurch auch die Seiten und die Schrift angenehm groß, sodass man sehr gut vorankommt. Die Kapitel sind ca. 10 bis 20 Seiten lang, mit Ausnahme des längsten Kapitels, das 28 Seiten umfasst. 
Außerdem ist die Ausstattung des Buches wirklich top! Alle Informationen zur Autorin, die ich hier mit euch teile, sind aus diesem Buch. Neben einem ausführlichen Steckbrief zu Burnett gibt es ganz hinten im Buch auch eine Übersicht der Charaktere mit jeweils ein paar Sätzen sowie ein Glossar über ungewöhnliche/altmodische oder indische Worte. 
Von mir gibt es für diese wunderschöne Geschichte 4,5 von 5 Sternen (auch wenn die Ausstattung und Gestaltung eigentlich allein 5 Sterne haben müssten…). 


Um noch einmal kurz auf die Zeichentrickserie und die Verfilmung von 1995 zu sprechen zu kommen. Im Nachhinein habe ich mir beides noch einmal angeschaut und war zum einem erstaunt und zum anderen verärgert. Die Verfilmung hat mit dem Buch eigentlich nicht mehr viel gemein, da so viele Fakten umgedreht, Charaktere verändert und alles komplett amerikanisiert wurde. Sehr enttäuschend! Die Zeichentrickserie hat über 30 Folgen und entsprechend wurde einiges ergänzt – unter anderem auch Charaktere, aber bleibt dennoch näher am Buch als die Verfilmung – besonders! Und darauf muss hingewiesen werden, hat die Verfilmung das Ende geändert! Die Zeichentrickserie ist jedoch bei dem Originalausgang geblieben. Die Zeichentrickserie gibt es aktuell bei Amazon Prime zum Anschauen. 

Noch ein paar letzte Worte zu dem Verlag. Der Puffin Verlag hat nämlich noch ein paar andere Kinderbuchklassiker in seinem Programm, die auch allesamt wunderschön gestaltet sind. Da wären z. B. Little Women von Louisa May Alcott, Heidi von Johanna Spyri oder Anne of Green Gables von L. M. Montgomery. 




Frances Hodgson Burnett: A Little Princess 
Puffin Books (Penguin) Verlag, Gebunden, 294 Seiten, 2008 
ISBN: 978 0 14 7513991 
16 $ (vermutlich so 10–16 €) 

Illustriert von Anna Bond (Außengestaltung) und Margery Gill (Innengestaltung).



Rezension und Bilder © Melanie Beck

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