"Das Orangenmädchen" von Jostein Gaarder


Der norwegische Schriftsteller, der eine rührende Liebesgeschichte erzählt. 

Der Autor

Einigen dürfte der Autor von seinem wohl berühmtesten Werk "Sophies Welt" (1991) bekannt sein (welches übrigens auch noch auf meiner Leseliste steht). Mir ist Gaarder das erste Mal eher unverhofft begegnet, als ich von meiner Mama für die Adventszeit "Das Weihnachtsgeheimnis" geschenkt bekam. Seinen Schreibstil empfinde ich als einmalig und typisch skandinavisch - was vielleicht nicht jedermanns Sache ist. (Das habe ich vor allem gemerkt, als ich mich regelrecht durch das "Weihnachtsgeheimnis" durchgekämpft habe. Als Jugendliche mangelte es mir wohl noch an Verständnis für Gaarders Schreibstil und Erzählweise.) Für seine Werke wurde er u.A. mit dem norwegischen Literaturkritiker-Preis sowie dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Oftmals wird das "Orangenmädchen" als sein persönlichstes Werk bezeichnet. Der in Oslo geborene Gaarder unterrichtet Theologie, Philosophie sowie Literaturwissenschaften und lässt unmerklich seine im Studium und in der Forschung erworbene Kenntnisse in seine Geschichten einfließen. Der Autor lebt mit seiner Familie bis heute in seiner Heimat Oslo. 





Das Buch:

Die Geschichte handelt von Georg, der mit nur vier Jahren den Tod seines erkrankten Vaters verschmerzen muss. Eines Tages erhält der nun 15jährige einen langen Brief von Jan Olav, seinem Vater, der ihm damit ein Stück seines Lebens näher bringen möchte - nämlich wie er das Orangenmädchen kennenlernte. 

Mein Vater ist vor elf Jahren gestorben. Und jetzt schreiben wir zusammen ein Buch. 

Was zunächst als recht komische Erzählung beginnt, avanciert Seite für Seite zu einer der schönsten und gleichzeitig traurigsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. Leben, Liebe, Krankheit und Tod liegen hier so dicht beieinander, was den Kern der Erzählung so wunderschön und gleichzeitig tragisch macht. Glück und Leid verweben sich zu einer Einheit und bestimmen die Zeit, die wir hier auf Erden verbringen. 

Was den Lesefluss besonders spannend macht, ist der einem Dialog ähnelnde Aufbau zwischen Vater und Sohn: Immer wieder wechselt die Perspektive zwischen dem Brief des Vaters und der des Sohnes hin und her. Georg kann so immer wieder das Erzählte reflektieren und führt den Leser in seine Gedanken ein. 




Mein Fazit:

Gaarder selbst bezeichnet die Geschichte des "Orangenmädchens" als eine Liebeserklärung ans Leben. Tatsächlich fühlt ich mich bereits während der Lektüre dazu angeregt über das Leben nachzudenken. Einige Schlagsätze sind mir dabei besonders im Kopf geblieben. 

Mit jedem einzelnen Tag, der vergeht, und mit jeder neuen Kleinigkeit, die wir unternehmen, steigt auch die Chance, dass du dich an mich erinnern wirst. (S. 18)

Der Autor stellt die großen Fragen des Lebens durch die Figur Jan Olav, der nicht nur seinem Sohn, sondern uns allen als Leser etwas mitgeben möchte. Ein schwererkrankter Mann, der nach dem Sinn des Lebens sucht und uns an seinen Gedanken kurz vor seinem Tod teilhaben lässt und am Ende die entscheidende Frage stellt: Ist uns das Leben wert auf dieser Welt zu weilen? 

Besonders empfehlenswert ist das Hörbuch. Mir hat es die Lektüre erleichtert und meinen Gedanken einen freieren Lauf gelassen. Außerdem empfand ich die Erzählstimmen als sehr angenehm. Sie bringen die Charaktere Georg und Jan Olav noch näher und machen die Geschichte damit noch nahbarer und emotionaler. 

Ich gebe diesem Buch 5 von 5 Sternen, da mich Gaarder mit seinem von Einfachheit geprägten Stil und einer schönen Liebesgeschichte, die gleichzeitig ein Abschiedsbrief und eine Lehre fürs Leben ist, verzaubert hat. 

Jostein Gaarder: Das Orangenmädchen

Deutscher Taschenbuch Verlag
4. Auflage November 2008
Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen
Umschlagbild: picture press / Tomek Olbinski
ISBN: 978-3-423-13396-8
Preis: 8,90 €

Quellen: https://www.dtv.de/special-jostein-gaarder/startseite/c-654




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