"Jakob der Lügner" von Jurek Becker


Die Ausgabe von Hirnstorff aus dem Jahr 1984 habe ich in einem offenen Bücherregal entdeckt. Als ich da Jakob der Lügner entdeckte, war ich unglaublich glücklich über meinen Fund und habe das Buch sofort eingesteckt. Grund für meine Freude war, dass ich von diesem Buch zuvor schon einmal gehört habe. Um genau zu sein, während meiner Schulzeit erzählte uns mein Geschichtslehrer bereits von dieser Geschichte und sie berührte mich. Ich wollte dieses Buch unbedingt einmal lesen und nun hielt ich es in den Händen!


Jakob der Lügner ist Jurek Beckers Debütroman gewesen und erschien erstmals 1969. Jurek Becker war zudem wie Jakob Jude und verbrachte seine Kindheit in einem polnischen Ghetto. 1944 wurde er dann in ein KZ Außenlager gebracht, in dem ihn sein Vater später glücklicherweise wiedergefunden hatte. Danach zogen sie nach Ost-Berlin, wo Becker viele Jahre lebte. Er starb 1997 im Alter von 56 Jahren an Krebs.

Zurück zu Jakob der Lügner. Wie der Titel bereits vermuten lässt, handelt diese Geschichte von Jakob, einem Juden in einem polnischen Ghetto zur Zeit des 2. Weltkrieges; sie wird allerdings von einem namenlosen Bekannten Jakobs erzählt, was zu Beginn der Geschichte ein wenig für Verwirrung sorgt, doch die ist schnell überwunden.
Jakob gelangt zufällig an Informationen, die er nicht haben sollte, die aber gleichzeitig Hoffnung für alle Juden in seinem Ghetto bedeuten: die Russen sind in Bezanika und kämpfen dort gegen die Deutschen. Als er das seinem Freund Mischa erzählt, um ihn vor einer Dummheit zu bewahren, will der ihm jedoch zunächst nicht glauben. Also erzählt Jakob, er hätte ein Radio.
Und damit fängt alles an: mit einer Lüge. Zuerst nur eine klitzekleine Lüge, um die Wahrheit glaubhafter zu machen, aber dann folgt eine Lüge der nächsten.


Mehr möchte ich gar nicht über dieses Buch verraten. Jakob ist für mich der beste Lügner – nicht, weil er gut lügen kann, denn darin ist er eigentlich gar nicht so gut, sondern, weil er mit seinen Lügen etwas Gutes tut. Er bringt seinen Mitmenschen im Ghetto Hoffnung, obwohl es ihm ganz schnell den Kopf kosten könnte, denn Radios sind streng verboten; mal abgesehen davon, dass die Deutschen nicht lange fackeln und einen dafür umbringen würden.

Jurek Becker beschönigt nichts in seinem Buch. Es ist eine furchtbare und grausame Zeit für Juden damals und das findet man auch in diesem Buch wieder.
Zudem ist das Buch wirklich gut geschrieben, was mich erstaunt hat, denn ich hatte da schon ganz andere Bücher in der Hand, die ähnlich alt waren. Aber Jakob der Lügner ist wirklich ein großartiges Buch und bekommt in meinem Regal einen ganz besonderen Platz. Ich würde sogar sagen, es ist das beste Buch, das ich seit einer Weile mal wieder gelesen habe.
Schon allein auf den letzten 40 Seiten wurde ich traurig, dass es zu Ende geht – aber ich hatte auch gleichzeitig Angst um die Charaktere und davor, wie es ausgehen könnte. Das hatte ich schon lange nicht mehr bei einem Buch. Daher, vielen Dank, Herr Becker.

»Ein schelmisches Buch über die Menschlichkeit in schrecklichen Zeiten und über die Kraft des Erzählens. Wie leichtfüßig er die schweren Fragen verhandelt: Was ist richtig, was ist falsch?«  
Susanne Kippenberger, Der Tagesspiegel

Möge dieses Buch es doch hoffentlich wieder auf den Bildungsplan deutscher Schulen schaffen, denn meiner Meinung nach eignet es sich dafür perfekt, besser als das, was ich damals habe lesen müssen.

P.S. Es gibt zwei Verfilmungen von Jakob der Lügner – eine mit Robin Williams in der Rolle des Jakobs! (Die muss ich mir noch ansehen)

Von mir ganz klar: 5 von 5 Sternen.


Jurek Becker: Jakob der Lügner

Suhrkamp Verlag, Taschenbuch, 288 Seiten, 1982
ISBN: 978-3-518-37274-6
9,00 € 

Rezension und Bilder © Melanie Beck

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