"Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde
Das meistverkaufte Buch des Jahres 2017 hat es letztendlich auch in
mein Bücherregal geschafft. Es ist der Auftakt eines literarischen
Klima-Quartetts, von dem bisher drei erschienen sind („Die Geschichte des
Wassers“ und „Die Letzten ihrer Art“).
Bereits 2015 erschien das Buch in Norwegen, zwei Jahre später in
Deutschland, wo es über Wochen auf den Bestsellerlisten stand und schließlich
an die Spitze kletterte.
In „Die Geschichte der Bienen“ geht es um einen Biologen, einen Imker
und eine Arbeiterin, die Bäume von Hand bestäubt. Das Besondere hierbei ist,
dass sie alle zu unterschiedlichen Zeiten leben: der Biologe William im Jahr
1852, der Imker George im Jahr 2007 und Tao, die Arbeiterin, 2098. Obwohl
Jahrzehnte bis Jahrhunderte zwischen ihnen liegen und sie alle auf
unterschiedlichen Kontinenten leben, sind sie doch alle durch die Geschichte
und das Schicksal der Bienen miteinander verbunden.
Man erhält Einblick in ihr Leben, die geprägt sind von
Schicksalsschlägen, Verlust, Enttäuschung und Zweifel. Während ein
Handlungsstrang sich zu Beginn mehr Zeit lässt, geht es bei einem anderen zu
schnell, aber bei drei Handlungssträngen ist wohl auch nicht ausreichend Platz,
um mehr in die Tiefe gehen zu können.
Die Sprache (hier gehe ich von der deutschen Übersetzung aus) ist
einfach gehalten, vielleicht zu einfach für ein so ernstes Thema, das hier
womöglich auch zu seicht daherkommt. Dennoch schafft das Buch es, dass man sich
über dieses Thema Gedanken macht und das ist sehr wichtig.
Maja Lunde zeichnet in ihrem Roman ein Bild von einer Zukunft, in der
es keine Bienen mehr gibt. Wie sieht die Welt dann aus und wie geht es uns, der
Menschheit, damit? Diesen Teil fand ich sehr interessant und habe mich neben
dem Buch auch noch etwas in Form von Dokumentationen und Artikeln schlau
gemacht. In den letzten Jahren sind zwar viele Bienen gestorben, doch insgesamt
soll es der Bienenpopulation dennoch gut gehen. Das „Bienensterben“, von dem in
den Medien damals oft die Rede war, betraf hauptsächlich die Wildbienen und
weniger die Honigbienen und ist von Region zu Region auch weniger stark
ausgefallen.
Unsere Zukunft sieht also (noch) nicht ganz so schwarz aus, wie sie
von Maja Lunde für das Jahr 2098 dargestellt wird. Es ist viel mehr ein Spiel á
la „Was wäre wenn“, eine Dystopie.
Nichtsdestoweniger ist es eine Tatsache, dass in einigen Regionen in
China bereits heute von Hand mit einem feinen Pinsel bestäubt wird. Und dass
durchaus viele Bienen gestorben sind.
Man bekommt in Maja Lundes Buch einen Eindruck davon, wie wichtig
diese Tiere für unser Ökosystem sind, wie sich unsere Kultur- und
Landwirtschaft darauf stützt. Ohne Bienen fehlt uns eben nicht nur der Honig
auf dem Brot, sondern auch Obst und Gemüse. Was im Buch jedoch falsch dargestellt wird, ist der Punkt, dass das
Bienensterben auch auf die Nutztiere des Menschen aufgrund von
Getreideknappheit Auswirkungen hatte. Denn Getreide wird durch den Wind
bestäubt und nicht durch Bienen, soweit ich weiß.
Obwohl es den Bienen momentan nicht ganz so schlecht geht, bedeutet
das nicht, dass es so bleibt und man sich beruhigt zurücklehnen kann. Streng
genommen, machen wir es diesen (und anderen) Tieren immer schwerer: durch
Pestizide in der Landwirtschaft, Monokulturen, das Zerstören von Lebensräumen
und Luftver-schmutzung. Dies sind alles bedeutende Faktoren, die sich auf die
Bienen auswirkt, ebenso wie Klimaerwärmung oder Schädlinge wie die Varroamilbe.
Prinzipiell muss man den Menschen zu mehr Sorgfalt und Rücksicht
aufrufen, nicht nur in Bezug auf seinen Mitmenschen, sondern eben auch in
Hinblick auf seine Umgebung und Natur. Dies hätte in „Die Geschichte der
Bienen“ vielleicht noch stärker ausfallen können und wäre von meiner Seite aus
auf jeden Fall wünschenswert gewesen.
Insgesamt mochte ich das Buch jedoch, fand die unterschiedlichen Leben
unserer drei Protagonisten interessant, wenngleich hier und da etwas mehr Tiefe
schön gewesen wäre.
Maja Lundes Roman verstehe ich als Anstoß, sich mit dem Thema Bienen
(Natur, Ökosystem) mehr zu beschäftigen, wobei es jedem offensteht, dies auch
tatsächlich zu tun.
Ich gebe dem Buch daher 3,5 von 5 Sternen.
Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen
Übersetzt von Ursel Allenstein
btb Verlag, Taschenbuch, 2018
ISBN: 978-3-442-71741-5
11,00 €
Rezension und Bilder © Melanie Beck
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